Grand Cru

Rosacker

Hunawihr

Der Rosacker verdankt seinen Namen der wilden Rose. Die Weine, die an seinen Hängen gedeihen, entfalten in ihrer Komposition die gleiche Finesse, die von Reinheit und Komplexität geprägt ist.

  • Art des Bodens Dolomitisches Kalkgestein
  • Fläche in Hektar 26,18
  • Lage Osten, Südosten
  • Gemeinde Hunawihr
  • Altitude 260 bis 330 m
  • Rebsortenbestand (in % nach Rebsorte)
    • Riesling 65%
    • Gewürztraminer 23%
    • Pinot Gris 12%
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Grand Cru Rosacker

Die Weine

Die von einer starken Persönlichkeit geprägten Rosacker-Weine sind rein und komplex. Mit ihrer Finesse und Ausdauer bleiben sie lange im Mund.

Die Verbindung mit dem Terroir

Der späte, trockene Charakter des Terroirs sowie der durch das Vogesen-Massiv gespendete Schatten lassen die Trauben langsam und auf gesunde Art und Weise reifen. Dadurch erlangen die Weine eine hohe aromatische Reinheit (hier gibt es wenig Botrytis) sowie eine große Komplexität (die mit dem langsamen Reifen zu tun hat).

Der tiefe Boden sorgt für eine regelmäßige Versorgung mit Wasser und Mineralstoffen – gute Voraussetzungen für eine homogene Reifung. Hitze- oder wasserbedingte physiologische Störungen der Rebstöcke sind hier also äußerst selten.

Die Weine sind nie tanninhaltig und trocknen den Mund nicht aus. Der kalzium- und magnesiumreiche Boden enthält von Natur aus wenig Kali. Daraus ergibt sich eine geringere Salzbildung bei der Weinsäure und der Wein bekommt eine kräftige Säurestruktur. Die Rosacker-Weine stechen also durch ihren ausgeprägten, reifen, sehr „weinsäurelastigen“ Säuregehalt hervor.

Kurzum, die Rosacker-Weine sind rein und komplex und weisen keine bitteren Noten oder Aromen von Gegrilltem auf. Die Riesling-Weine sind trocken, kräftig und konzentriert. Sie enthalten reife Aromen, ohne ein Stadium der Überreife zu erreichen. Im Mund offenbaren sie im Allgemeinen eine schöne Salzigkeit, die die Spannung des Weines verstärkt. Die Gewürztraminer-Weine wiederum sind in einem lieblichen Stil reichhaltig, aber selten likörartig. Sie vereinigen den natürlichen Reichtum der Rebsorte mit der Frische, die durch das Terroir entwickelt wird. Folglich sind die Gewürztraminer des Rosacker niemals schwer. Der Pinot Gris kann trocken oder lieblich sein, aber auch hier sorgen Säure- und Salzgehalt für die nötige Ausgewogenheit.

Dieses Terroir besitzt eine der stärksten Persönlichkeiten der Weinbauregion.

Dieser Ort verleiht dem Wein ein starkes Gefüge aus Spannung und Vollmundigkeit.

Der charaktervolle, fast unendlich lange Abgang ist bei diesem Grand Cru subtil und präzise.

Beim Riesling variieren edle Pflanzennoten, z. B. von Lorbeer, Geißblatt oder Akazienblüte. Der Pinot Gris entwickelt Aromen von frischen weißen Früchten, während der Gewürztraminer verschiedene spannende Duftnoten von Frühlingsblumen zum Ausdruck bringt.

Romain Iltis

Bester Sommelier Frankreichs 2012 & Bester Handwerker Frankreichs 2015

Wählen und servieren

Die Jahrgänge

Der Rosacker ist ein Lagerwein.

Die Rieslinge entwickeln mit dem Alter feine mineralische Noten, ohne jedoch ins „Erdölhafte“ abzudriften. Im Mund gewinnen sie an Volumen und Harmonie. Die Gewürztraminer behalten ihre Lebhaftigkeit bei und entfalten ihre potenzielle aromatische Komplexität. Die Pinot-Gris-Weine nehmen ein stärkeres Volumen an, ohne ihre anfängliche Frische zu verlieren.

Die jungen Weine besitzen eine gewisse Strenge und erzeugen ein Gefühl der Enge. Nach vier Jahren jedoch entfalten sie ihr Mundvolumen; die Weine des Grand Cru bringen nun alle Facetten ihres aromatischen und mineralischen Potenzials zum Ausdruck.

Bei frühen Jahrgängen: bei voller Reife erzeugt die Mundstruktur ein sphärisches Gefühl. Die edlen Pflanzennoten finden sich wieder, verbunden mit Aromen von getrockneten Blüten und Bienenwachs. Eine typische, „feuersteinartige“ Salzigkeit hebt sich deutlich hervor.

Bei späten Jahrgängen: ein hohes Maß an Geradlinigkeit definiert das Mundgefühl des Weines, das nun eine dynamischere Materie aufweist. Dieser scharfe Charakter lässt den aromatischen Ausdruck in vielfältigen Facetten aus frischen Kräutern, Mineralität und Feuerstein explodieren.

Romain IltisBester Sommelier Frankreichs 2012 & Bester Handwerker Frankreichs 2015

Die aromatischen Kräuternoten sind sehr schöne geschmackliche Zündelemente. Fischgerichte, Jakobsmuscheln und marinierte Fleischgerichte als Tartar oder in Folie gebacken, die meist mit Kräutern kombiniert werden, passen hervorragend zu der starken aromatischen Präsenz der Weine dieses Grand Cru. Auch Gerichte mit einem Hauch von Blüten sind hier eine gute Wahl. Der Gewürztraminer mit seinen blumigen Noten ist ein guter Begleitwein zu Dessertspeisen aus roten Früchten.

Romain Ilitis

Bester Sommelier Frankreichs 2012 & Bester Handwerker Frankreichs 2015

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Rosacker3

Grand Cru Rosacker

Das Terroir

Die Natur

Die Ausgewogenheit ist ein typisches Merkmal dieses großen Terroirs, das aufgrund seines spätreifen Charakters und seiner Zusammensetzung aus Kalk und Mergel besonders günstig für den Riesling ist. Das sehr gemäßigte Mikroklima der Lage begünstigt ein langsames Reifen der Trauben und verleiht den Weinen eine lange Lebensdauer.

Ort

Der auf dem Gebiet von Honawihr gelegene Grand Cru Rosacker bildet ein Viereck entlang der Nordseite des Dorfes bis zum Eingang eines geschlossenen kleinen Tales oberhalb der Gemeinde. Der Hang, der sich auf einer Höhe von 260 bis 330 Metern erstreckt, ist in Ost- und Südostlage der Elsässischen Ebene zugewandt.

Während er im unteren und mittleren Teil noch sanft ansteigt, ist er im oberen Teil sehr viel steiler, ohne jedoch einen Terrassenweinbau zu erfordern.

Boden

Der Rosacker, der in der geologischen Epoche der germanischen Trias entstanden ist, ruht auf einem Muttergestein aus Muschelkalk und Lettenkohle. Hierbei handelt es sich um mehr oder weniger dolomitisierte, 235 bis 245 Millionen Jahre alte, aus Schalentieren (Ceratiten) entstandene Kalksedimente.

Der Boden des Grand Cru Rosacker besteht aus Kalk und Mergel, er ist kalzium- und magnesiumreich und enthält kalkigen und dolomitischen Schotter. Mit einer durchschnittlichen Tiefe von 1,50 m hat er trotz seiner schweren Konsistenz aufgrund von kieselsäurehaltigem Geröll aus vogesischem Sandstein eine gute Luftzufuhr. Die Wasserreserven sind gut (durchschnittlich 150 mm nutzbare Reserven). Die Steigung ist hier sanft und gemäßigt, wird jedoch im oberen Teil und am Eingang des geschlossenen Tales oberhalb des Dorfes steiler.

Mikroklima

Aufgrund der Nähe des Rosackers zum Vogesen-Massiv, an das er sich schmiegt, herrscht hier durch einen Schlagschatteneffekt ein frischeres – aber auch trockeneres – Klima als an den benachbarten Weinbergen. Das Terroir des Rosackers gilt deshalb als spätreif und trocken. Darüber hinaus ist der Rosacker durch das geschlossene Tal von Hunawihr vor den Winden der Vogesentäler weitgehend geschützt.

Sortenbestand

Der Rosacker ist kein „extremes“ Terroir. Im Gegenteil: aufgrund seiner Bodentiefe, seiner Ausrichtung nach Osten, seines spätreifen, trockenen Charakters und seiner windgeschützten Lage bietet er dem Wein alle nötigen Voraussetzungen für ein regelmäßiges Reifen. Aus diesem Grund gelingen auf dem Rosacker alle elsässischen Rebsorten, egal bei welchem Jahrgang. Die Resistenz des Bodens gegen sommerliche Trockenheit und der spätreife Charakter kommen jedoch hauptsächlich dem Riesling zugute, der hier Kraft erlangt und zugleich seine Reinheit bewahrt.

Die Menschen

Der Grand Cru Rosacker ist untrennbar mit der Geschichte des Dorfes Hunawihr verbunden, dessen berühmte Kirche mit Befestigungsanlage zu einem Symbol der elsässischen Weinbauregion geworden ist.

Schon im Jahr 1483 werden die Rosacker-Weine urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit verwalten die Herzoge von Württemberg den Landstrich und wachen über die Qualität der guten Crus, die von den Würdenträgern des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation hochgeschätzt werden. Der Rosacker, der sich in der Schusslinie der drei oberhalb der Stadt Ribeauvillé thronenden Burgen der Herren von Ribeaupierre befindet, ist bei den Adligen und Bürgern sehr begehrt.

Wie zahlreiche weitere Gemeinden des Vogesen-Vorlands trägt auch Hunawihr seine Verbindung zum Weinbau in seiner Geburtsurkunde. Sein Name taucht nämlich aufgrund einer Schenkung von Rebflächen des Herren Huno an das Kloster Saint-Dié in der Geschichte des 7. Jahrhunderts auf. Die Gemeinde zwischen Ribeauvillé und Riquewihr trägt im Lauf der Zeit zum Florieren des elsässischen Weinbaus bei und prägt ihn durch ihre Terroirs und die Poesie ihrer Legenden. Laut einer davon soll an einem Herbsttag, als die Winzer von einer kümmerlichen Weinlese im von Wind und Wetter verwüsteten Weinberg ins Dorf zurückkehrten, die Dame Huna, Gemahlin des Grundherren Huno, auf wundersame Weise bewirkt haben, dass aus der Quelle, an der sie die Wäsche der Armen wusch, der beste aller in der Region bekannten Weine sprudelte.

Die Wohltäterin wurde nach ihrem Tode zur Heiligen erhoben, während die Hänge der Kommune die Aufgabe des Wunderbrunnens übernahmen.

Während des gesamten Mittelalters versorgt der Weinberg von Hunawihr die Keller der Dominikaner von Basel und Freiburg im Breisgau und später die der Adelsherren von Horbourg und die ihrer Nachfolger, der Grafen von Württemberg.

Im 14. Jahrhundert, so die lokale Chronik, zahlten einige Dörfer ihre Abgaben an ihre Herren in Form von Kapaunen, Rotwein oder Denaren; Hunawihr hingegen lieferte ihnen ausschließlich Weißwein. (Victor Canales – Synvira)