Die Weitergabe eines Erbes
Schon sehr früh hat der Winzenberg Weinliebhaber angelockt, ebenso wie den Humanisten Martin Ergersheim aus Sélestat. Er legte sich 1530 und 1531 in Dambach-la-Ville und in Blienschwiller eine Rente aus Wein an. Darunter am Tag des Heiligen Matthäus 1531 zwei Ohm edlen Weines auf zwei Parzellen am Winzenberg.
Winzenberg kommt aus dem Lateinischen vinētum, ins Deutsche mit „Weingarten“ übersetzt, also ganz einfach ein Ort, an dem Wein angebaut wird. Vinētum wird in germanischen Sprachen regelmässig zu „win(t)z“. Der Name Winzenberg soll deshalb aus der gallorömischen Zeit stammen. Die Nonnen der Abteien von Sainte-Croix in Niedermünster, am Fuss des Odilienbergs, oder in Andlau tauchten sehr früh in der Geschichte des Dorfes auf und setzten diese Tradition fort.
Der Winzenberg ist ein - oder warum nicht auch der - mit Weinstöcken bepflanzte Ort, der beste Ort, um in Blienschwiller und Umgebung Wein zu produzieren... Die Mönche kannten ihre Terroirs und perfektionierten ihren Weinbau im Laufe der Jahrhunderte - ein Fachwissen, das sie an die Winzer von Blienschwiller weitergaben.
In beiden Fällen, ob man nun die gallorömische oder die mittelalterliche Hypothese nimmt, rechtfertigt die Toponymie die Bezeichnung Grand Cru für den Winzenberg, der nicht nur grosse Weine produziert, sondern auch eine reiche und vielseitige Pflanzenwelt beherbergt - wie Milchsterne oder die Traubigen Graslilien, um nur einige zu nennen. So versteht man das Zitat eines Winzers aus Dambach-la-Ville besser:
„Wenn ich zum Winzenberg blicke, kann ich mir nicht vorstellen, dass es dort je etwas anderes als Weinstöcke gegeben hat. “
Nach „Lieux-dits à Blienschwiller, Nothalten et Zell: éléments de micro-toponymie“ (Lieux-dits in Blienschwiller, Nothalten und Zell: Elemente der Mikro-Toponymie)
Von Jean-Christophe Meyer
>Winzenberg, Gedicht von Jean-Christophe Meyer, Blienschwiller:
Der Granit ist auf den ersten Blick kalt. Das eisige Glitzern von Quarz, die schwarzen und weissen Töne von Glimmer, mit denen sich mit Inbrunst das rosafarbene Zittern von Feldspat vermischt.
Und genauso fühlt es sich auch an. Man erschaudert fast. Der Stein ist rau. Grob, mit Kristallen, wie in Eile von irgendeinem ungeschickten Schmied zusammengefügt.
Und dennoch schöpft der Grand Cru Winzenberg aus ihm seine ganze Finesse und Eleganz. Fürstlich, hinter dem kleinen Dorf Blienschwiller, fürstlich, im Laufe der Jahreszeiten, die aufeinander folgen, und im Laufe der vergangenen Jahrhunderte.
Der kalte Granit. Aber dank des Hangs tritt das Gestein fast zutage. Ja, oft wird selbst das Muttergestein sichtbar und gen Süden saugt es das Sonnenlicht auf, den wertvollen Verbündeten, der freigebig seine brennenden Strahlen auf den zitternden Flanken des Winzenbergs ausbreitet.
Von diesem Hang, der Grand Cru.
Der aus dieser Linie stammt, aus der Linie des Muttergesteins und des Vaters Sonne,
des Weinstocks, Tochter mit knorrigen Rebstöcken, die Arme mit Früchten beladen…
Der Wein,
Aus diesem Bündnis, gerade noch so von der weisen Geduld des aufmerksamen Winzers verstärkt,
von der Knospe zum silberfarbenen Leib, der beim Tanz der toten Blätter im Herbst erwacht...
Der Wein,
Aus all diesen auf dem Hügel des Winzenbergs angehäuften Geheimnissen geboren,
Aus dieser unendlich alten, tief in den Kellern von Blienschwiller verborgenen Alchemie.
Um seine ganze Finesse, seine ganze Eleganz zu zeigen,
Der Winzenberg erfordert
Den langen Schlaf der Jahre.
Sie veredeln den Wein,
Belohnen für geduldiges Warten.
Die Liebe zum Weinberg und zur Erde
Die mineralische und kristalline Komplexität des Granits kommt umso feiner in den Weinen zum Ausdruck, je grösser der Respekt vor dem Boden war. Seit mehreren Jahren arbeitet die Mehrheit der Weinbauern im Sinne eines tiefen Respekts vor dem Terroir:
- keine Nutzung von biologisch nicht abbaubaren Unkrautvernichtungsmitteln
- keine Botrytismittel
- keine konventionellen Insektenbekämpfungmittel